Elementkreisläufe in Wäldern und Grünländern der Biodiversitäts-Exploratorien: Reaktion auf Managementintensität und Biodiversität
Elementflüsse reagieren weit schneller auf veränderte Umweltbedingungen (einschließlich veränderter Landnutzung und reduzierter Biodiversität) als die Bodenfestphase oder der Waldbestand selbst. Daher ist die Untersuchung von Elementflüssen ein geeignetes Mittel, um den Einfluss der Landnutzungsintensität und der Biodiversität auf das Funktionieren der Wald- und Grünlandökosysteme der Biodiversitäts-Exploratorien aufzuklären. Während bereits bekannt ist, dass unterschiedliche Landnutzungsformen (etwa Forst oder Grünland) starke Auswirkungen auf Elementkreisläufe haben, sind die Folgen unterschiedlich intensiven Managements derselben Landnutzungsform und der damit verbundenen Biodiversität für Elementkreisläufe in etablierten, real genutzten Ökosystemen bislang noch weitgehend unbekannt.
Element- und Nährstoffhaushalte von Ökosystemen umfassen Einträge (atmosphärische Deposition, Düngung), interne Kreisläufe (Mineralisation, Verwitterung, Aufnahme durch die Biomasse, Translokation, Akkumulation) sowie Austräge (Auswaschung, gasförmige Emissionen, Ernteentzug). Ein großer Teil der Umsetzung und des Stofftransportes erfolgt dabei in gelöster Form in Niederschlag und Bodenlösung. Sowohl für die Bereitstellung als auch für die Retention von Nährstoffen sind vor allem Prozesse im Boden und im Kronenraum von Bedeutung und finden deshalb besondere Beachtung. Viele dieser Prozesse sind biologischer Natur und es wird vermutet, dass Synergien durch höhere Biodiversität das interne Recycling von Elementen und Nährstoffen begünstigen und somit Nährstoffverluste verringert werden.
Als Beitrag zur Aufklärung der Steuergrößen stabiler Ökosystemfunktionen und daraus resultierender Ökosystemdienstleistungen („ecosystem services“) untersuchen wir Wasserflüsse und Nährstoffkreisläufe von verschiedenen Wald- als auch von Grünland-Management-Systemen unterschiedlicher Biodiversität in jedem der drei Exploratorien (insgesamt 56 Versuchsflächen).
1. Nährstoffein- und -austräge von Ökosystemen sowie Elementkreisläufe sind mit der Landnutzungsintensität und der Biodiversität verknüpft.
2. Die Verluste von Nährelementen und Kohlenstoff mit dem Sickerwasser verhalten sich umgekehrt proportional zur Nutzungsintensität und Biodiversität von Wald- und Grünlandökosystemen.
3. Die Umsetzung und das Recycling von Kohlenstoffverbindungen in Ökosystemen führt zu einer Angleichung der Qualität gelöster organischer Substanz unterschiedlicher Ökosysteme entlang des Wasser-Fließweges vom Kronenraum bis hin in den Unterboden.
Zu diesem Zweck wurden Freilandniederschlags-, Bestandesniederschlags- und Stammabflusssammler sowie Streufallsammler aufgestellt, um sowohl den atmosphärischen Stoffeintrag als auch Umsetzungsprozesse im Kronenraum zu erfassen. Umsetzungen im Boden und Verluste mit dem Sickerwasser werden mit Hilfe von Lysimetern unter den organischen Waldbodenauflagen und Saugkerzen aufgeklärt.
In den gewonnenen wässrigen Lösungen bestimmen wir Konzentrationen von verschiedenen C- (Engl.: dissolved inorganic carbon = DIC, dissolved organic carbon = DOC, particulate organic carbon = POC), N- (dissolved nitrogen = DN, particulate nitrogen = PN, NH4-N, NO3-N) und P- Spezies (total phosphorus = TP, PO4-P), sowie von Elementen wie S, Na, K, Ca, Mg, Al, Mn und Si. Die Charakterisierung und Bestimmung der Qualität der gelösten organischen Substanz (Engl.: dissolved organic matter = DOM) erfolgt mit Hilfe von FT-ICR-MS, Fluoreszenzmessungen und Titrations-Mikrokalorimetrie, Umsätze von Nährelementen und deren Quellen werden mittels Stabilisotopenansätzen (15N) erforscht. Untersuchungen von 15N-Signalen auf Laub- und Nadelbaumblättern mittels Nano-Sekundärionen-Massenspektrometrie (NanoSIMS) sollen Aufschluss über die Bildung und räumliche Verteilung partikulärer N-Verbindungen und anderer Nährstoffe im mikrobiell besiedelten Blattraum von Bäumen geben. Zusätzlich wird dabei die Zusammensetzung der mikrobiellen Phyllosphären-Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Aquatische Geomikrobiologie (FSU Jena) molekularbiologisch untersucht.
Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind eine Voraussetzung dafür, Landnutzungs- und Biodiversitätseffekte voneinander zu trennen und hinsichtlich der Auswirkungen auf Stoffkreisläufe zu bewerten.