Einflüsse der Landnutzungsintensität auf Bestäubergesundheit und Bestäubungsleistung
Hintergrund
Bestäuber spielen eine essentielle Rolle für die Aufrechterhaltung von Ökosystemfunktionen und tragen zur Biodiversität bei. In den letzten Jahrzehnten wurde ein globaler Rückgang an Bestäuberarten und -individuen beobachtet. In intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen leiden Bestäuber unter Habitatverlust, Habitatfragmentierung, Nahrungsmangel und der Belastung durch Pestizide, weshalb die zunehmende Landnutzungsintensität einer der wichtigsten Faktoren für den Bestäuberrückgang ist. Diese Stressfaktoren können sich auf die Gesundheit der Bestäuber auswirken, was sich beispielsweise durch eine Veränderung der Entwicklung (z.B. asymmetrische Flügelentwicklung), physiologische Veränderungen (z.B. Veränderung der Pheromonzusammensetzung) oder einen erhöhten Befall durch Pathogene auszeichnen kann. Eine Beeinträchtigung der Bestäubergesundheit kann wiederum zu einer verringerten Bestäubungsleistung führen. Deshalb ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen Landnutzungsintensität, Bestäubergesundheit und Bestäubungsleistung zu untersuchen, um die Bestäubung als essentielle Ökosystemfunktion langfristig zu erhalten.
In diesem Projekt verfolgen wir zwei Hauptziele: (I) die Identifizierung des Einflusses von Landnutzungsintensität auf die Bestäubergesundheit und (II) wie sich Bestäubergesundheit auf die Bestäubungsleistung auswirkt. Stellvertretend für die Hummeln untersuchen wir Bombus lapidarius und für die Schwebfliegen Episyrphus balteatus. Hierfür werden wir Felddaten zu Bestäubergesundheit und Bestäubungsverhalten in den Graslandplots der Exploratorien erheben, sowie Labor- und Common Garden Experimente durchführen.
Wir untersuchen den Einfluss der Landnutzungsintensität auf verschiedene Indikatoren für Bestäubergesundheit, wie asymmetrische Flügelentwicklung, Körpergröße, Virenbefall und Zusammensetzung der kutikulären Pheromone. Für die Analyse wollen wir neben dem Landnutzungsindex (LUI) zusätzlich Daten zur Pflanzenabundanz und -diversität, zum Einsatz von Pestiziden und zur Zusammensetzung der umgebenden Landschaft als Stellvertreter für Landnutzung heranziehen.
Hypothesen
- Virenbefall und asymmetrische Flügelentwicklung sind positiv mit der erhöhten Landnutzungsintensität korreliert.
- Die Menge an kutikulären Pheromonen verringert sich und ihre Zusammensetzung verändert sich mit erhöhter Landnutzungsintensität.
Methoden
Jeweils zehn Individuen von B. lapidarius bzw. E. balteatus werden auf allen 150 Graslandplots der Exploratorien gefangen und auf Bestäubergesundheitsindikatoren untersucht. In einem zweifaktoriellen Laborexperiment werden wir verschiedene Landnutzungsintensitäten simulieren, indem wir die Bestäuberarten verschiedenen Pestizidmengen und Ernährungsweisen aussetzen, um grundlegende Relationen zwischen Landnutzungsintensität und Bestäubergesundheit zu enthüllen.
Um Zusammenhänge zwischen Landnutzungsintensität, Bestäubergesundheit und Bestäubungsleistung zu identifizieren, werden Pollenanalysen und Beobachtungen zum Bestäubungsverhalten durchgeführt.
Hypothesen
- Mit erhöhter Landnutzungsintensität und reduzierter Bestäubergesundheit verringert sich die gesammelte Pollenmenge und deren Zusammensetzung ändert sich.
- Weiterhin verändert sich das Bestäuberverhalten und die Bestäubungseffizienz.
Methoden
Es werden Analysen zur Menge und Diversität der getragenen Pollen mit den im Freiland gefangenen Bestäuberindividuen durchgeführt. Zusätzlich beobachten wir das Verhalten der Bestäuber in den Graslandplots der Exploratorien. Hierbei werden u.a. die Besuchszeit individueller Blüten, Flugdistanz zwischen zwei Pflanzenindividuen und die florale Konstanz (Anzahl an besuchten Pflanzenarten in einem bestimmten Zeitraum) untersucht. In Common Garden Experimenten werden außerdem Beobachtungen des Bestäubungsverhaltens von B. lapidarius und E. balteatus in Flugkäfigen durchgeführt, um grundlegende Mechanismen zwischen Landnutzung, Bestäubergesundheit und Bestäubungsleistung aufzudecken.
Um zu untersuchen, ob die Korrelationen zwischen Bestäubergesundheit und Landnutzungsintensität zeitlich konstant sind, werden B. lapidarius und E. balteatus Indviduen von früheren Projekten herangezogen (2008 und 2012, “Arthropods II: Pollinators” und “Response”, PI: Blüthgen und “Landscapes”, PI: Westphal) und mit den aktuell erhobenen Daten verglichen. Hierbei konzentrieren wir uns auf die Analyse der asymmetrischen Flügelentwicklung und der Körpergröße als Indikator für Bestäubergesundheit.
Hypothesen
- Flügelasymmetrie ist positiv und Körpergröße negativ mit der erhöhter Landnutzungsintensität korreliert.
- Relationen zwischen Landnutzungsintensität und Bestäubergesundheit sind zeitlich konstant, z.B. erhöhte Landnutzung resultiert in verringerter Bestäubergesundheit.