Exploratorium
Schwäbische Alb
Das Exploratorium „Schwäbische Alb” liegt im Südwesten Deutschlands. Das Gebiet ist geprägt von kalkreichen Gebirgszügen, die von der Fränkischen Alb im Nordosten bis zum Französischen und Schweizer Jura reichen. Das Exploratorium erstreckt sich über das Biosphärengebiet Schwäbische Alb bis in die umliegenden ländlichen Regionen. Die Landschaft zeichnet sich durch den kleinräumigen Wechsel zwischen Waldflächen und von Gehölzen geprägten Offenlandflächen aus. Dies resultiert einerseits aus den natürlichen Gegebenheiten, andererseits aus der sozialhistorischen Besonderheit der Erbteilung.
Die Schwäbische Alb ist ein Mittelgebirge in Süddeutschland mit Ausläufern in der Schweiz. In nordwestlicher Ausrichtung befindet sich der steil abfallende Albtrauf, der die Albhochfläche vom Albvorland trennt. Im Jahr 2008 wurde ein 850 km² großes Biosphärengebiet, das weite Teile der Mittleren Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes umfasst, eingerichtet. In diesem Gebiet sowie in den angrenzenden ländlichen Regionen befindet sich das Exploratorium Schwäbische Alb. Es liegt zwischen Ulm und Tübingen im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg.
Fläche | ~ 422 km² |
Niederschlag | 700–1000 mm |
Höhendifferenz | 460–860 m |
Typische Pflanzenarten | Silberdistel |
Vorrangiger Waldtyp | Buchenwälder, Buchenmischwälder, Fichtenwälder |
Typische Bewirtschaftung | Wanderschäferei und 1-2-schürige Wiesen |
Besonderheiten | Einige Plots liegen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz - dieser blieb durch die militärische Nutzung von Siedlungen, Straßenbau, Flurbereinigung und intensiver wirtschaftlicher Nutzung weitgehend verschont. |
Landschaft
Charakteristisch für die Schwäbische Alb ist eine kleinräumige Landschaft und der Wechsel aus Wäldern und Grasländern.
Die Waldtypen reichen von natürlichen alten Buchenwäldern, über Buchenwälder mit hohem Mischungsanteil mit der Fichte bis hin zu intensiv bewirtschafteten Buchen- oder Fichten-Monokulturen. All diese Waldtypen zeigen ein Altersspektrum von jungen Aufforstungen bis zu mehr als hundert Jahre alten Bäumen. Eine Besonderheit auf der Alb sind die Schlucht- und Hangmischwälder, die besonders arten- und strukturreich sind. Durch die jahrhundertelange Tradition der Schafbeweidung entstanden außerdem parkähnliche Wälder, die Hutewälder (ein Name, der sich von dem Wort „hüten“ ableitet).
Die Grünländer variieren von extensiv genutzten Schafweiden und Halbtrockenrasen über ungedüngte oder wenig behandelte Wiesen bis hin zu mehrfach gedüngtem und gemähtem Intensivgrünland. Charakteristisch für die Schwäbische Alb sind außerdem Streuobstwiesen und Wiesen mit Hecken und Feldgehölzen sowie sehr extensiv von Schafen beweidete, ökologisch wertvolle Wacholderheiden.
Den Kern des Biosphärengebiets bildet der etwa 67 km² große ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen. Er wurde seit 1895 als Übungsplatz genutzt und blieb daher von der Intensivierung der Landwirtschaft nahezu unberührt. Im Jahr 2005 wurde die militärische Nutzung eingestellt, und das Areal wurde Teil des Biosphärengebietes Schwäbische Alb.
Geologie
Im Exploratorium Schwäbische Alb ist die Bodenentwicklung stark durch das Relief beeinflusst. Die Solummächtigkeit ist hier deutlich geringer als in den beiden anderen Exploratorien. Häufige Bodenarten sind lehmige und schluffige Tone. Charakteristisch für die Böden der Schwäbischen Alb ist ihr hoher Skelettgehalt. Im Kuppenbereich sind oft Rendzinen oder Braunerde-Rendzinen anzutreffen sind, die im Sommer stark austrocknen. In tieferen Bereichen der Alb steigt die Entwicklungstiefe der Böden an. Die pH-Werte des Bodens liegen oberhalb des Kalksteinhorizonts im stark sauren Bereich. Im Unterboden, also dem Horizont mit Kalkstein steigt der pH-Wert deutlich bis in den sehr schwach alkalischen Bereich an. Aufgrund der hohen Hangneigung kommt es in Regionen mit geringer Vegetationsdecke zur Abschwemmung weiter oben liegenden Geländes, so dass an Hangfüßen, in Senken und kleinen Tälern oder an Böschungen und Hangkanten Kolluvisole entstehen – das heißt Böden aus verlagertem, humosen Bodenmaterial.
Mit Hilfe von Inventuren wurden aus 1000 Flächen pro Exploratorium jeweils 100 sogenannte Experimentierplots (EP) ausgewählt (50 im Wald und 50 im Grünland) und dauerhaft markiert. Diese 100 Flächen decken das größtmögliche Spektrum an Landnutzungsintensitäten in der Region ab, unterscheiden sich jedoch kleinstmöglich in anderen Variablen wie der Bodenart. Im Wald weisen diese Experimentierflächen eine Größe von 100 x 100 m auf, im Grünland von 50 x 50 m. Jede der Flächen ist mit einer Klimamessstation innerhalb eines 3 x 3 m großen eingezäunten Bereichs versehen.
Je nach Aufwand und Kosten können Experimente nicht nur auf allen 100 EPs, sondern auch auf Teilmengen von 50 (sog. MIPs, Plots mittlerer Forschungsintensität) oder 18 (sog. VIPs, Plots hoher Forschungsintensität) Untersuchungsflächen durchgeführt werden
Wald
Im Exploratorium Schwäbische Alb ist mit ca. 30 % ein relativ hoher Anteil der Fläche mit Wald bedeckt. Die Wald-Experimentierflächen des Exploratoriums befinden sich in Buchenwäldern oder im Buchen-Mischwald (mit einem Buchenanteil von unter 70 %) sowie Fichtenbeständen unterschiedlicher Altersklassen. Vorwiegend sind die Bestände zwischen 10 und über 150 Jahre alt. Einzelne Wälder werden aber seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet und sind als Bannwälder und Kernzonen des Biosphärengebiets ausgewiesen. Besondere Standorte sind Hang- und Schluchtmischwälder, Kiefersukzessionsflächen und einzelne Bestände mit Hutewaldcharakter.
Die Experimentierplots im Wald (n=50) decken folgenden Nutzungsgradienten ab:
- Fichte Altersklassenwald (AKL) – Baumholz schwach
- Fichte AKL – Baumholz stark
- Buche AKL – Jungbestand
- Buche AKL – Baumholz
- Buche AKL – Baumholz mehrschichtig
- Buchen-Mischwald (< 70 % Buche) AKL Jungbestand
- Buchen-Mischwald (< 70 % Buche) AKL Baumholz
- Buche Dauerbestockung, extensiv bewirtschaftet
Grünland
Der Grünlandanteil im Exploratorium Schwäbische Alb ist mit etwa 30 % der Fläche ebenfalls relativ hoch. Zu den Grünland-Experimentierflächen zählen extensive Schafweiden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, geschützte Halbtrockenrasen und Wacholderheiden mit extensiver Schafbeweidung, Pferde- und Rinderweiden sowie Wiesen mit 1 bis 3-facher Mahd pro Jahr und unterschiedlich intensiver Düngung. Weitere Standorte sind Streuobstwiesen, Grünländer mit Feldgehölzen und Feuchtwiesen.
Die Experimentierplots im Grünland (n=50) decken folgenden Nutzungsgradienten ab:
- Wiese, gedüngt mit 2 bis 3-facher Mahd
- Mähwiese, ungedüngt mit 1-facher Mahd
- Mähweide, gedüngt
- Weide, gedüngt
- Weide, ungedüngt
Die Exploratorien arbeiten mit einer Vielzahl verschiedener Institutionen und Personen, wie Behörden, Ämtern und den Eigentümer:innen und -pächter:innen der Untersuchungsflächen zusammen. Dafür wollen wir hier “Danke” sagen.
Landbesitzer:innen, Pächter:innen, Bewirtschafter:innen, Forstämter, Naturschutzbehörden und Schutzgebietsleitungen erlauben uns den Zugang zu den Untersuchungsflächen. Dies ist entscheidend für den wissenschaftlichen Erfolg der Biodiversitäts-Exploratorien. Wir danken daher allen Personen und Institutionen für die gute und langjährige Zusammenarbeit ganz herzlich. Auch der intensive und langjährige Informationsaustausch zwischen Wissenschaftler:innen der Biodiversitäts-Exploratorien mit Vertreter:innen aus Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz bereichert uns. Wir freuen uns daher, diesen Dialog auch zukünftig weiterzuführen zu dürfen.
Für unsere Praxispartner:innen stellen wir praxisrelevante Forschungsergebnisse aus den Biodiversitäts-Exploratorien auf der Seite Praxis.Wissen kurz und allgemeinverständlich vor.
Webseite des Schutzgebiets:
Biosphärengebiet Schwäbische Alb
Flächeneigentümer:innen/Bewirtschafter:innen Grünland
- Haupt- und Landgestüt Marbach
- Bundesanstalt für Immobilienaufgaben – Bundesforst
- Familie Boßler
- Familie Brändle
- Familie Höfer
- Familie Goller
- Familie Rapp
- Familie Reutter
- Samariterstift Grafeneck
- Familie Schmelcher
- Familie Schmid
- Schäferei Stotz
- Schäferei von Mackensen
- Familie Weibler
- Familie Pfleiderer
- Familie Wagner
- Familie Röcker
- Familie Kurz
- Ruof
- Familie Rehm
- Familie Rommel
- Familie Muck
- Familie Striebel
- Familie Brunner
- Schwäbischer Albverein
Forst
- Forst Baden-Württemberg (ForstBW), Forstbezirk Mittlere Alb, Münsingen
- Landratsamt Reutlingen – Kreisforstamt
Behörden
- Regierungsprsäsidium Tübingen
- Landratsamt Reutlingen
- Landratsamt Reutlingen – Kreislandwirtschaftsamt Münsingen
- Kreisbauernverband Reutlingen
Gemeinden
Lokales Management Team Schwäbische Alb
Büro Biodiversitäts-Exploratorium Schwäbische Alb
Universität Ulm
Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik
Büro & Feldstation Biodiversitäts-Exploratorium Schwäbische Alb
Biosphärenallee 3
72525 Münsingen
Kontakt:
explo.alb@uni-ulm.de
Tel.: +49 (0) 731 502 2668
Tel. Feldstation: +49 (0) 7381 182 386