Mammals
Infolge des drastischen weltweiten Rückgangs der Artenvielfalt gilt auch bereits ein Drittel aller Säugetierarten als gefährdet. Trotz des offensichtlichen Bedarfs, den Rückgang der Biodiversität einzudämmen, bestehen nach wie vor erhebliche Wissenslücken in Bezug auf die Faktoren, die die biologische Vielfalt bestimmen, und die genauen Mechanismen, die zu ihrem Rückgang führen.
In den letzten Jahrzehnten hat auch insbesondere die zunehmende Intensität der Bewirtschaftung von Wäldern zu einem weltweiten Rückgang der Artenvielfalt geführt. So gelten auch in Deutschland ehemals häufige Arten wie der Baummarder oder Feldhasen inzwischen als gefährdet. Bestimmte resilientere Arten – typischerweise Lebensraumgeneralisten wie Rehe, Füchse und Wildschweine – oder Arten, die sich durch hohe Populationsdichten und kleine Verbreitungsgebiete auszeichnen, wie Wühlmäuse – scheinen sich jedoch in intensiv genutzten Landschaften zu vermehren. Mit dem Artenschwund geht also häufig eine Verschiebung der Abundanzen einher.
Säugetiergemeinschaften übernehmen entlang der gesamten trophischen Kette u.a. durch Samenverbreitung und Prädation wichtige Ökosystemfunktionen. Auch für die Verbreitung von Vektor-übertragenen Krankheitserregern, wie z.B. Borrelien, ist die Arten-Zusammensetzung von Säugetiergemeinschaften von zentraler Bedeutung. Studien aus Nordamerika haben anhand des sogenannten Verdünnungseffekts bereits zeigen können, dass Biodiversität sehr eng mit der Prävalenz von pathogenen Borrelien-Arten in Zecken verknüpft ist und somit indirekt einen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben kann. Obwohl zahlreiche Einzelstudien existieren, fehlen in Deutschland umfassende Analysen der Einflussfaktoren von Waldstruktur und -management auf die Artenvielfalt bodenbewohnender Säugetiere. Dieses Projekt setzt an dieser Forschungslücke an.
Ziel von Mammals ist es, die Abundanz und Diversität von Groß- und Kleinsäugern in Abhängigkeit von Waldbewirtschaftung und Landschaftsfaktoren zu bestimmen. Anschließend wird ihr Einfluss, einschließlich eines möglichen „Verdünnungseffekts“, auf die Dichte und Borrelienprävalenz von Zecken der Art Ixodes ricinus, wie sie in den Projekten LaBiRo und DIVERSITIX erfasst wurden, untersucht. Zusätzlich wird im Rahmen von FOX der Einfluss von Kronendachöffnung und Totholzeintrag auf Abundanz, Diversität und tageszeitliche Aktivität der Säugetiere untersucht.
Die Erhebungen erfolgen auf den 25 Wald MIPs des Exploratoriums Schwäbische Alb sowie den 9 VIPs des Exploratoriums Schorfheide-Chorin, um die Datenerfassung aus dem Exploratorium Hainich-Dün zu ergänzen.
- Die Artenvielfalt großer Säugetiere steigt mit zunehmender struktureller Vielfalt und Durchlässigkeit der umgebenden Landschaft.
- Eine geringere Intensität der Waldbewirtschaftung, gemessen am plotbezogenen Waldbewirtschaftungsindex, erhöht die Artenvielfalt kleiner Säugetiere.
- Kronendachöffnung und Totholzanreicherung fördern die Diversität von Säugetieren und führen zu Veränderungen der tageszeitlichen Aktivität. So könnten beispielsweise Kleinsäuger offene Bereiche (Gaps) tagsüber aufgrund eines erhöhten Prädationsdrucks durch Greifvögel meiden.
- Entsprechend der Hypothese des Verdünnungseffekts reduziert eine höhere Artenvielfalt von Säugetieren die Prävalenz von Borrelien in Zecken.
- Großsäugermonitoring mittels klassischer Wildtierkameras
- Kleinsäugermonitoring mittels speziell angefertigter beköderter Kleinsäugerkamerafallen.