Auswirkungen des Landmanagements auf die Bereitstellung und Verteilung von Ökosystemleistungen
Ökosystemleistungen werden meist als alleinig von der Natur bereitgestellt beschrieben. Aktuelle Forschungen zeigen jedoch, dass die meisten Ökosystemleistungen durch eine Kombination von anthropogenen und natürlichen Einträgen entstehen. Dieser Prozess wird Koproduktion genannt. Anthropogene Einträge werden auch als Kapitalien beschrieben. Diese umfassen Human-, Sozial-, physisches und Finanzkapital. Diese Kapitalien sowie die Ökosystemleistungen, die sie koproduzieren, werden formell und informell über mehrere politischen Ebenen gesteuert.
Ziel von ESuDis ist es zu verstehen, inwiefern anthropogene Kapitalien und Naturkapitalien interagieren, um Ökosystemleistungen auf nachhaltige Weise bereitzustellen und ihre gerechte Verteilung zu sichern.
Hierzu untersuchen wir, inwiefern gesteigerte Landnutzungsintensität sowie die Substitution von Naturkapitalien durch humanes, soziales, finanzielles, und technologisches Kapital folgende Aspekte beeinflusst:
- (i) die Bereitstellung von multiplen Ökosystemleistungen (Forschungsziel 1);
- (ii) die Verteilung eben dieser auf verschiedene Stakeholder und diverse räumliche Ebenen, hinsichtlich Nutzen und Nachfrage, (Forschungsziel 2);
- (iii) die Zusammenhänge zwischen Bereitstellung und Verteilung von Ökosystemleistungen und deren Governance (Forschungsziel 3).
Zur Erreichung der Forschungsziele nutzt ESuDis eine Vielzahl von sozialwissenschaftlichen Methoden. Neben der Analyse von existierender wissenschaftlicher Literatur, werden einerseits zuvor gesammelte Daten der Biodiversitäts-Exploratorien genutzt. Andererseits werden Interviews und Umfragen mit verschiedenen Stakeholdern durchgeführt. Diese umfassen unter anderem Försterinnen und Förster, Naturschutzakteure, Landnutzerinnen und Landnutzer, Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, die lokale Bevölkerung, sowie Touristinnen und Touristen.
Des Weiteren, nutzt ESuDis rechtliche Dokumente um zu verstehen wie formelle Governance über mehrere politischen Ebenen hinweg den Einsatz verschiedener anthropogener Kapitalien beeinflusst.
- Unsere erste Rezension fokussierte sich auf wissenschaftliche Publikationen, die sich mit der Koproduktion von Ökosystemleistungen befassen. Diese konnte aufzeigen, dass eine Forschungslücke hinsichtlich der Interaktion von anthropogenen und natürlichen Kapitalien besteht. Des Weiteren konnten wir aufzeigen, dass sich aktuelle Forschung insbesondere mit materiellen Ökosystemleistungen befasst, welche durch Kombinationen von physischem und Humankapital bereitgestellt werden.
- Unsere zweite Rezension befasste sich mit der Literatur zur Governance von Ökosystemleistungen. Diese zeigte auf, dass die Forschung sich insbesondere mit Kombinationen der verschiedenen Governancemodi befasst.
- Basierend auf zuvor gesammelten Landnutzungsdaten konnten wir zeigen, dass der Schutzstatus von Grünlandflächen (z.B. in FFH Gebieten) dazu beitragen kann Biodiversitätschutz und Grünlandproduktivität in Einklang zu bringen. Wir konnten verschiedene Landnutzungsintensitäten für geschützte und nicht-geschützte Gebiete nachweisen. Dies legt nahe, dass weiterführende Forschung sich mit steuerungspolitischen Aspekten des Naturschutzes und von Ökosystemfunktionen in den Biodiversitäts Exploratorien befassen sollte.
- Des Weiteren, zeigte eine Dokumentenanalyse, dass Politiken mit Forst- und Naturschutzbezug insbesondere materielle und regulierende Ökosystemleistungen berücksichtigen. Diese sowie die anthropogenen Kapitalien, welche sie gemeinsam bereitstellen, werden vor allem hierarchisch (top-down) und unter Einbezug von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie verschiedener Indikatoren (z.B. durch Monitoring) gesteuert.
- Basierend auf den von uns durchgeführten Interviews konnten verschiedene Profile von Besucherinnen und Besuchern in den drei Biodiversitäts-Exploratorien erstellt werden. Der Hainich-Dün sowie die Schorfheide-Chorin wurden vornehmlich von der Lokalbevölkerung als Erholungsraum genutzt. Die Schwäbische Alb hingegen wurde insbesondere von Touristinnen und Touristen mit hohen Einkommen und einem Fokus auf nachhaltigen Konsum besucht. Über alle Gruppen hinweg schätzten Besucherinnen und Besucher vor allem den therapeutischen Wert der Natur für ihre mentale sowie physische Gesundheit. Des Weiteren, äußerten sich Besucherinnen und Besucher positiv zum Schutz der Natur, verwiesen auf den intrinsischen Wert eben dieser und hoben die gesellschaftliche Verantwortung hervor die Natur für kommende Generationen zu schützen.
Zusammenfassung
Das ESuDis Projekt konnte aufzeigen wie anthropogene Kapitalien genutzt werden um materielle, regulierende, und immaterielle Ökoysytemleistungen bereitzustellen. Erstens konnte das ESuDis Projekt zeigen, dass sich Besuchergruppen zwischen den Biodiversitäts-Exploratorien, unter anderem auf Grund ihrer Motivation (Humankapital) die Natur aufzusuchen, unterscheiden. Zweitens konnte das ESuDis Projekt die Beziehungen zwischen dem Schutzstatus einer Grünlandfläche (Sozialkapital), der Landnutzung (Human- sowie Physisches Kapital) und dem Biodiversitätstatus aufzeigen. Drittens, konnte die Dokumentenanalyse aufzeigen wie Politiken verschiedene anthropogene Kapitalien im Koproduktionsprozess steuern. Des Weiteren werden derzeit weitere auf den Interviews basierende Analysen durchgeführt um aufzuzeigen wie verschiedene Akteure über anthropogene Kapitalien und die Ökosystemleistungen, die sie bereitstellen, verbunden sind.